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Laster­tonsillotomie

Mandelkappung

Wann ist eine Tonsillotomie sinnvoll?

Sie haben bei Ihrem Kind starkes Schnarchen bemerkt, dessen Ursachen mit großer Wahrscheinlichkeit in den anhaltend vergrößerten Gaumenmandeln (Tonsillen) zu suchen ist, die Sie links und rechts des Zäpfchens sehen können.

Wenn das Schnarchen so ausgeprägt ist, dass es Ihnen Sorge bereitet dem schlafenden Kind zuzuhören, wenn Sie gar gelegentliche Atempausen feststellen oder wenn bei ständig offenem Mund die Sprache sehr kloßig scheint, dann ist eine LASER-Tonsillotomie (Mandelkappung mit Laser) sinnvoll. Auch angebracht ist die Laser-Tonsillotomie bei Kindern, deren vergrößerte Mandeln schon wiederholt eitrige Anginen überstanden haben und mit Antibiotika behandelt werden mussten. Die klassische Tonsillektomie (“Mandel-OP”) ist bei Kindern nur noch angeraten, wenn chronisch entzündete Mandeln einfach zu klein sind, um noch mit dem LASER geteilt zu werden.

Operationsverfahren

Die Mandelkappung geschieht durch den Mund ähnlich wie bei der "Polypen-OP"(Adenotomie). Der Eingriff wird in Narkose ausgeführt. In unserer Praxis kommt ein moderner Dioden-Laser (20 Watt) zum Einsatz, dessen infrarotes Licht (810nm) über eine Lichtleitfaser in ein Handstück geleitet wird, mit dessen Hilfe einem Skalpell gleichend das Mandelgewebe durchtrennt wird.


Durch die teilweise Entfernung der Gaumenmandeln erreicht man eine freie Nasenatmung und eine freie Atmung im Schlundbereich. Das Ziel des Eingriffs ist, die mechanische Atemwegsbehinderung zu beheben.

Ist der Eingriff gefährlich?

Bisher wurden im Fall ausgeprägter Mandelwucherungen die Mandeln komplett entfernt (Tonsillektomie). Dieser Eingriff ist mit einem stationären Aufenthalt von etwa 1 Woche verknüpft. Wegen der bei einer Tonsillektomie kalkulierbaren Nachblutungs-Häufigkeit von 2-10% kann dieser Eingriff nicht ambulant erfolgen. Bei ambulant durchgeführten Laser-Tonsillotomien liegt eine eine äußerst geringe Nachblutungs-Rate von 0,1 bis 0,5%. Durch den Einsatz des Lasers kommt es schon bei der Operation selbst zu nur geringen Blutverlusten, da die kleinen Blutgefäße des Mandelgewebes bereits beim Durchtrennen "verschweißt" werden. Die größeren Gefäße am Mandelbett werden bei diesem Eingriff normalerweise nicht angetastet. Dadurch sinkt die Gefahr einer Nachblutung nach der OP beträchtlich.

Mit welchen Komplikationen ist zu rechnen?

Nach Statistiken zahlreicher Ärzte im In- und Ausland und auch nach eigenen Untersuchungen ist der Heilungsverlauf nach Tonsillenkappung im Vergleich zur klassischen Mandel-OP deutlich kürzer und weniger schmerzhaft, da die Tonsille in ihrem Bett zum Teil verbleibt und damit weniger offene Wunden entstehen, die Schmerzen verursachen können. Im Durchschnitt sind die Kinder nach 5 Tagen schmerzfrei. Extrem selten und in aller Regel nur vorübergehend sind Beeinträchtigung des Geschmacks, des Schluckens oder der Sprache (nasaler Klang) sowie des Kiefergelenks. Werden die immunologischen Abwehraufgaben der Rest-Mandeln vom Körper anschließend weiter stark stimuliert, kann es zu einer erneuten Mandelwucherung kommen. Sie erreichen aber nur sehr selten (nach eigenen Untersuchungen bei ca.2%) erneut eine Größe, mit der sie die Atmung behindern. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass im späteren Verlauf des Lebens die verbleibenden Mandelreste aus anderen Gründen operativ entfernt werden müssen.

Wie gestaltet sich der Heilungsverlauf?

Gegen die mit Sicherheit auftretenden Schmerzen bekommen Sie einen gut schmerzstillenden Saft. Diesen geben Sie in den ersten 3 Tagen nach der OP immer eine ½ Stunde vor dem geplanten Essen oder auch wenn Ihr Kind sabbert. Der Schluckschmerz kann am 1. und 2. Tag nach der OP stärker sein, als am OP-Tag selber.


Beachten Sie bitte, dass häufig in den ersten Tagen nach der OP Temperaturerhöhungen auftreten können. Der Körper reagiert auf diese Weise auf die beim Lasern entstehenden Brandprodukte. Das ist nicht gleich besorgniserregend. Sie können das Fieber zugleich mit dem Schmerzsaft dämpfen.

Etwa 2-4 Tage nach der OP beginnt Ihr Kind recht unangenehm aus dem Mund zu riechen. Der Geruch wird durch den Abbau des vom Laser verbrannten und im Körper verbliebenen Mandelgewebes durch Bakterien verursacht und verschwindet nach ein paar Tagen von selbst.

Verhalten nach dem Eingriff:

In der ersten Woche nach der Operation sollte vorsichtshalber alles vermieden werden, was den Blutdruck erhöht oder die Blutgefäße weit stellt, wie z.B.:

  • heiß baden oder gar saunieren

  • direkte Sonnenbestrahlung

  • körperlich Überanstrengung

Der kleine Patient darf gleich am OP-Tag essen worauf er Appetit hat. Säurehaltige (auch Kohlensäure!) Getränke oder stark gewürzte Speisen können allerdings in der Wunde brennen und sollten deshalb vermieden werden. Selbst Bananen und Tomaten können einen geringen Wundschmerz hervorrufen.

Auf Kindergarten oder Schulbesuch sollte für insgesamt etwa 5 – 7 Tage verzichtet werden.

Etwaige Schutzimpfungen bei Kindern (z. B. Polio oder Masernimpfung) sollte man frühestens 4-6 Wochen nach der Operation vornehmen lassen.

Das Zweitmeinungsverfahren

Seit 2019 hat der Gesetzgeber unter anderem die Tonsillotomie dem sogenannten Zweitmeinungsverfahrenunterworfen. Das bedeutet für den Patienten, dass er über seinen Anspruch informiert wird, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen, nachdem der potentielle Operateur ihm die Operation vorgeschlagen hat. Dieser Anspruch ist nicht verpflichtend, d.h. die zweite Meinung muss nicht eingeholt werden. Wünscht der Patient dies jedoch, werden ihm die dazu notwendigen Unterlagen ausgehändigt.

Unter den folgenden Links können Sie sich dies betreffend noch weiter informieren.

Patientenmerkblatt zum Zweitmeinungsverfahren bei geplanten Eingriffen

Entscheidungshilfe vergrößerte Gaumenmandeln: Sollen sie operiert werden?

Referenzen:

  • L.Eger: “Laser-Tonsillotomie versus Tonsillektomie –Versuch einer Standortbestimmung”

  • L Eger, H Kuhnhardt: "Was spricht gegen die ambulante Laser-Tonsillotomie? Eine 4-Jahres-Analyse von über 300 Eingriffen."

  • L. Eger: "Therapie bei schlafbezogenen Atemstörungen – Adenotomie und Tonsillenchirurgie im Kindesalter."